
Pflichtversicherung für Amazon-Verkäufer
Amazon verlangt von Händlern, die monatlich über 5.000 Euro Umsatz machen, den Nachweis einer Betriebshaftpflichtversicherung. Seit Ende August 2024 müssen Verkäufer auf dem Amazon Marketplace diese Versicherung abgeschlossen haben, sonst drohen Abmahnungen, Bußgelder oder der Ausschluss von der Plattform. Die Versicherung dient dem Schutz vor Haftungsansprüchen, die durch fehlerhafte Produkte oder andere betriebliche Risiken entstehen können.
Warum diese Änderung?
Die Anforderung wurde eingeführt, um die Haftung für Amazon selbst und die Verkäufer klar zu regeln. Amazon möchte sich gegen potenzielle Schäden absichern, die durch Drittanbieter verursacht werden, etwa bei fehlerhaften Produkten, die Personenschäden oder Sachschäden verursachen. Dies gilt besonders für den Verkauf in der EU und Großbritannien, wo strengere Produkthaftungsregeln gelten.
Die Anforderungen im Detail:
– Versicherungsumfang:
Die Betriebshaftpflicht muss Sach- und Personenschäden bis zu einer Million Euro je Schadensfall abdecken. Außerdem darf die Selbstbeteiligung maximal 10.000 Euro betragen.
– Mitversicherung von Amazon:
Ein entscheidender Punkt ist, dass Amazon als Mitversicherungsnehmer in der Police aufgeführt werden muss. Dies ist eine Sonderanforderung, die in den meisten Standardversicherungen nicht vorgesehen ist und von Verkäufern explizit beantragt werden muss.
– Produkthaftpflicht und Cyber-Risiken:
Neben der Betriebshaftpflicht wird Händlern empfohlen, eine Produkthaftpflicht-Versicherung abzuschließen, besonders für Importeure von Waren in die EU. Auch Cyber-Risiken und Datenschutzverletzungen sollten abgesichert werden. Zwar fordert Amazon dies nicht explizit, aber durch Hackerangriffe oder Datenpannen könnten ebenfalls erhebliche Kosten und Haftungsansprüche entstehen.
Besondere Anforderungen für internationale Händler:
Verkäufer, die auch in die USA exportieren, sollten besonders vorsichtig sein. Viele deutsche Versicherungen decken keine Ansprüche ab, die von US-amerikanischen Kunden geltend gemacht werden. Haftungsansprüche in den USA sind oft weitaus höher als in der EU, weshalb hier spezialisierte Versicherer oder internationale Policen notwendig sind. Verkäufer sollten sicherstellen, dass ihre Versicherung diese Risiken einschließt, um rechtliche und finanzielle Risiken zu minimieren.
Die Rolle von Versicherungsmaklern:
Ein Versicherungsmakler kann Verkäufern dabei helfen, eine geeignete Police zu finden. Besonders die Nennung von Amazon als Mitversicherungsnehmer ist oft nur durch individuelle Verhandlungen mit dem Versicherer möglich. Ein Makler übernimmt diese Abstimmungen und sorgt dafür, dass die Versicherung alle nötigen Anforderungen erfüllt. Außerdem kann er die spezifischen Produktkategorien, die versichert werden sollen, genau prüfen und den besten Versicherungsanbieter für den jeweiligen Händler auswählen. Online-Abschlüsse bergen hier das Risiko, dass bestimmte Produkte in den Ausschlüssen der Versicherungspolice auftauchen.
Cyber-Risiken und Betriebshaftpflicht:
Eine der größten Herausforderungen im E-Commerce sind Cyber-Risiken. Diese betreffen Amazon-Verkäufer auf vielfältige Weise. Ein Hackerangriff auf die IT-Systeme eines Händlers kann zu Datenverlusten führen, was Haftungsansprüche von Kunden nach sich ziehen kann. In der Regel deckt die Betriebshaftpflicht solche Vermögensschäden nur ab, wenn sie ausdrücklich eingeschlossen sind. Die Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch Datenabflüsse, zum Beispiel durch Hackerangriffe, wird jedoch nicht als Sach- oder Personenschaden eingestuft. Hierfür sollten Händler entweder eine eigenständige Cyber-Versicherung abschließen oder ein Zusatzmodul für Cyber-Eigenschäden in die Betriebshaftpflicht integrieren.
Cyber-Versicherungen bieten Schutz gegen finanzielle Verluste, die durch IT-Forensik, Datenwiederherstellung oder Rechtsberatung nach einem Cyber-Angriff entstehen. Solche Zusatzmodule decken jedoch meist nur geringe Summen ab. Eine umfassende Cyber-Versicherung kann sinnvoller sein, um sich gegen die wachsenden Risiken im E-Commerce zu wappnen.
Weitere Risiken und Schutzmaßnahmen:
Für viele Händler sind auch rechtliche Risiken von großer Bedeutung. Verstöße gegen das Marken-, Urheber- oder Wettbewerbsrecht können zu teuren Abmahnungen und Schadenersatzforderungen führen. Eine Berufshaftpflichtversicherung kann hier Schutz bieten. Ebenso sollten Händler, die als EU-Importeure tätig sind, sicherstellen, dass ihre Versicherung auch eine Produkthaftung für eingeführte Waren abdeckt. Besonders in der EU und Großbritannien können diese Haftungsansprüche schwerwiegende finanzielle Folgen haben.
Fazit:
Amazon-Händler müssen sich auf die neuen Versicherungspflichten einstellen, um weiterhin auf der Plattform verkaufen zu können. Eine Betriebshaftpflicht-Versicherung schützt vor Haftungsansprüchen bei Personen- oder Sachschäden, und die Nennung von Amazon als Mitversicherungsnehmer ist dabei essenziell. Besonders internationale Verkäufer müssen sicherstellen, dass ihre Versicherung auch US-Haftungsansprüche abdeckt. Darüber hinaus sollten Händler den Schutz vor Cyber-Risiken und rechtlichen Abmahnungen nicht vernachlässigen. Eine Beratung durch einen Versicherungsmakler ist empfehlenswert, um alle Anforderungen zu erfüllen und bestmöglich abgesichert zu sein.